Geschichte und Herkunft
Dem Bau des Modelhofs vorangegangen war die Ausrufung des Selbststaates vor 80 konsternierten Gemeindeammännern durch Daniel Model am 22. März, 2006 im Rathaussaal Weinfelden. Der Ausrufung vorangegangen war seine Rede zum Thema 'Staat und Unternehmen' im Rahmen der Generalversammlung des Vereins Thurgauer Gemeindeammänner. Der Rede vorangegangen war die Einladung eines Regierungsrates des Kanton Thurgau an Daniel Model, daselbst eine Rede zu diesem Thema zu halten. Für die Staatsausrufung am Schluss der Rede, begleitet von der Geste mit beiden ausgestreckten Armen eine imaginäre Kuppel über dem eigenen Haupt und Oberkörper zu bilden, war es notwendig, dass sich mehrere Ereignisse zur gleichen Zeit in einem Individuum ereigneten:
Zum einen war es die Erkenntnis, dass das Geschäftsmodell des Staates die Bewirtschaftung von Misstrauen ist, wogegen ein Unternehmen sich nur behaupten kann, wenn es Vertrauen kultiviert. Zum andern war es der feste Entschluss des (damals) Sprechenden (und hier) Schreibenden, nicht zugleich in beiden Welten zuhause sein zu wollen, sondern nur in der vertrauenskultivierenden und schliesslich das tief empfundene Bedürfnis, woanders Schutz zu finden, denn als Schweizer Bürger, um nicht mehr für die schlimmen Konsequenzen des elenden Geschäftsmodells bürgen zu müssen.
So war es auch das, was man als Sezession bezeichnet, eine Loslösung von einem Gemeinwesen, das sich teilweise verborgenen Prinzipien unterwirft, ob willentlich und wissentlich oder nicht, in denen starke Degenerationskräfte wirken, die früher oder später in einem Zusammenbruch vermeintlich solider Institutionen enden.
So war es auch das, was als Unabhängigkeitserklärung gilt, gegenüber merkwürdigen Einrichtungen des sog. Sozialstaates, die Verführungen in Unmündigkeit und Abhängigkeit darstellen, gegen das natürliche Prinzip des Entwicklungsganges eines Menschen vom Kind zum Erwachsenen in stetiger Zunahme seiner Kräfte. Heuchlerisch und verführerisch wird genau dasjenige als das Gute für den Menschen propagiert, was faktisch seinen Zerfall bewirkt. Schauerlich intelligente und teuflische Mächte sind hier am Werk, die mit Halbwahrheiten Menschen fischen, aber kein Vaterunser beten können.
So war es auch das, was man als zweite Geburt bezeichnen kann, wonach der noch einmal Geborene nicht mehr die Schulter zucken kann, er könne nichts dafür, wo und wann er hineingeboren sei. Vielmehr ergreift er die Chance für diese Geburt selber und ist Geborener und Gebärender zugleich, Schmid seines Schicksals und verantwortlich für sich und die Konsequenzen daraus.
Aus dem Selbststaat wurde AVALON und aus Avalon die Grundlage für die nächste Hochkultur, in welcher der Begriff 'sozial' nicht missbraucht, sondern zu einer Kunst erhoben wird. Die fünf folgenden Ingredienzen dieses Impulses verdichten sich durch ihr Zusammenwirken zu einer Quintessenz. Sie erneuert sich durch das oft schmerzhafte Gebären neuer Fragen und dem fortwährend vertieften Beantworten laufend und fliesst in eine höhere Verantwortung, bis sich die ersten Umrisse dessen herausbilden, dem man den Namen ‚Kunst des Sozialen‘ geben kann.
1. Individuelle Integrität
Wenn in unserem Verhalten unsere Prinzipien und Ideale anschaulich werden, offenbart sich unsere eigene, essentielle Integrität. Es ist eine Schlüsselaufgabe des Avalon-Schülers, sich denkend und handelnd diejenigen Prinzipien und Ideale ins Bewusstsein zu bringen, für die er auch die Konsequenzen zu tragen bereit ist. Damit das geschehen kann, bietet Avalon, verkörpert durch den Modelhof, einen Raum, in welchem Wahrhaftigkeit, Wohlwollen und der Wille zur Freiheit veranlagt sind. Wer dies ablehnt, muss draussen bleiben.
Wir drehen uns im Stand in die Richtung der Ideale und laufen dann in diese Richtung los – so sind sie unsere Orientierung und unsere Zukunft. In unserer tiefen Zeitpräferenz leiden wir nicht daran, dass wir nicht schon dort angekommen sind, sondern freuen uns, dass wir in der richtigen Richtung unterwegs sind, Das Mass, mit dem wir uns für sie einsetzen und daraus Vorzüge zu bilden vermögen, bestimmt unsere individuelle Integrität.
2. Lernen
Avalon zieht Bürger an, die einen wesentlichen Lebenssinn im Lernen erkennen oder zumindest erahnen. Lernende erfahren sich selbst als besonders ergiebigen Forschungsgegenstand. Ein Kernelement dabei ist die Forschung nach den eigenen Beweggründen, also die Frage: Was bewegt mich wirklich, das zu tun, was ich tue? Wenn z.B. jemand ‚schlecht‘ angezogen ist, kann es ökonomische Gründe haben, aber auch z.B. den Grund, dass sich der Träger fortwährend beweisen muss, dass er nicht eitel ist. Dies deutet überraschenderweise auf Eitelkeit hin und zieht die anderen insofern in Mitleidenschaft, als sie keine Erhebung durch den Anblick dieser verborgen eitlen Person erfahren können. Beweggründe sind Urkräfte des Willens, die oft im Verborgenen liegen und unter Umständen erst wieder in der vollzogenen Handlung in Erscheinung treten – an den Früchten sollt ihr sie erkennen. Dazu braucht es Interesse an sich und der Welt, Unvoreingenommenheit für Neues und Schonungslosigkeit gegen sich selbst.
In der Avalon-Lernkultur ist ein Problem nicht negativ, sondern eine Lernchance, weil es das Denken in Richtung der Verbesserung der Situation in Gang setzt. Entsprechend macht das Leben hier Freude, weil alle Bürger in dieselbe, nämlich lösungsorientierte Richtung agieren, ohne dabei uniform zu denken und zu handeln – im Gegenteil: Viele Wege führen nach Rom. Die heute so oft beschworene Alternativlosigkeit ist Ausdruck von Dummheit und Fantasielosigkeit.
Lernen ist aber keine Schmerzfrei GmbH: Wer Sisyphus verspottet, hat nur nicht gemerkt, dass er trainiert. Bildung ist wörtlich zu verstehen: der Mensch arbeitet als Bildhauer an sich selbst.
Eine wichtige und schöne Lernfrucht ist das Erkennen von Gesetzmässigkeiten und Einsichten in das, was rechtmässig ist und was nicht. Derlei Einsichten verschaffen dem Lernenden eine zunehmende Stimmung der Objektivität, die hilft, aus den Niederungen des verunsicherten Subjekts und seiner Empörungskultur herauszukommen. Avalon hat es nicht auf die Expansion seines Territoriums abgesehen, sondern auf die Expansion des Bewusstseins seiner Bürger. So wird Macht rechtmässig.
3. Qualität
In der Liebe zur Qualität äussert sich die Wertschätzung für das eigene Dasein und dasjenige des Anderen; so legt sie die Grundlage für unser Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Handeln. Getragen von der Selbstschätzung als willkommene Form des heute so oft gescholtenen Egoismus‘ denkt und handelt der Avalonier sorgfältig, gründlich und zuverlässig. Er ist ein Egoist im guten Sinne, indem er darauf aus ist, für sich selbst zu sorgen, um seinen Mitmenschen nicht zur Last zu fallen und seine Qualität zu mehren, um seinen Mitmenschen zur Freude und zum Nutzen zu werden. Er maximiert sein Ichkapital zum Wohle von sich und den anderen.
Das Denken ergiesst sich in ein Sprachbewusstsein, welches dem Wort und der Satzbildung höchste Bedeutung zuspricht. Im Anfang war das Wort! Der Avalonier ist ein strenger Hüter seiner Zunge, Sprachforscher und Sprechübender. Er unterscheidet zwischen den Anforderungen an den schriftlichen und mündlichen Ausdruck und weiss um Dinge, die nicht gesagt, sondern besser getan werden wollen oder noch unausgesprochen bleiben müssen, damit sie keinen Schaden anrichten und trotzdem wahrhaftig bleiben können. In der Ahnung um den geheimnisvollen Zusammenhang zwischen Form und Inhalt vermag er in beiden Sphären gleichzeitig zu wirken und zu schaffen.
Während anderswo bei schlechter Qualität der Andere die ‚Schuld‘ trägt, will der Avalonier ‚schuld sein‘, d.h. er verwandelt das Schuldgefühl in Verantwortungsbewusstsein – er will verstehen, warum etwas Unschönes passiert ist, weil er es heilen oder die Wiederholung des Unschönen vermeiden will. Er weiss, dass er im Anderen sich selbst sieht und hütet sich vor dem raschen Urteil, vielmehr schiebt er es so lange wie möglich hinaus. Er sucht nicht die kurzfristig komfortable Opferrolle, sondern die langfristig verantwortungsvolle Täterrolle. Woher nimmt er die dazu notwendige Ausdauer? Was ist das Verhältnis von Qualität und Quantität? Unter welchen Titeln und Argumenten laufen die immer wiederkehrenden Angriffe auf die Qualität und wie ist ihnen zu begegnen? Hier sind noch längst nicht alle Fragen beantwortet, aber sie können frei entstehen!
4. Natürliche Gesetze suchen, finden, erforschen und befolgen
Das jahrzehntelange Produzieren von menschengemachten Gesetzen in den sogenannten Rechtsstaaten hat den Blick davor getrübt, dass die wichtigsten Gesetze nicht menschengemacht sind, sondern schon immer da waren. So ist eine Schlüsselaufgabe in Avalon, die Suche nach solchen Gesetzen und das profunde Verstehen derselben. Der getrübte Blick verfälscht auch die Selbsteinordnung des Menschen im Kosmos. Euphorisiert durch die Gesetzesproduktion befindet er sich nicht nur in einer Illusionsblase bezüglich ihrer Wirkung, sondern erlebt sich generell überhöht, z.B. auch als Auslöser der Klimaveränderung, in zugleich völliger Unterschätzung der grossen kosmischen Kräfte. Das Wort schon sagt uns, dass uns die Sonne täglich mit Portionen der Besonnenheit beglückt. Diogenes schon wusste es, als er Alexander dem Grossen den ihm gewährten Wunsch mitteilte.
Die globale Fixierung einer Durchschnittstemperatur ist die typische Geburt technokratischer Geister, die auch unfähig sind, die Erde als ein lebendiges Wesen wahrzunehmen. Es besteht deshalb eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sich noch in diesem Jahrhundert Naturkräfte manifestieren werden, im Sinne von: "Wer nicht sehen will, muss fühlen". Diese Zeit wird in der zukünftigen Rückschau einige Namen bekommen, einen nenne ich schon jetzt: Die grosse Anmassung.
Beispiel eines Naturgesetzes ist die Ökonomie. Sie ist ein Wesen, das sich in Avalon wohl fühlen kann. Sie weiss genau, was sie ist, was sie will und was sie bewirkt – merkwürdig nur: Der heutige Ökonom da draussen scheint davon weit entfernt zu sein.
Sie ist sparsam, sorgfältig, wertschaffend, genau, wahrheitsgetreu, bedacht und aufmerksam, denn nichts geht bei ihr verloren, aus allem wird etwas mit Wert geschaffen - stetig. Er aber ist unsicher, starrt angsterfüllt auf das Kurzfrist-Phänomen der Konjunktur, will Konsum mit allen Mitteln ankurbeln, hat den Geist des Geldes nicht begriffen, macht Sterbende zu Untoten, redet enorme Defizite schön und taumelt von einer falschen Prognose zur anderen. Sie aber ist treu, fleissig, gradlinig und effektiv; lässt immer wieder Blasen platzen, Schlaumeier ins Leere laufen, diszipliniert Prasser und erschafft derweil weiter Schätze. So aber sind die Neider und Schmarotzer auch nicht weit. Sie wird eine Gierige gescholten, ja sogar als Diebin bezeichnet. Andere schreiben Sätze auf geduldiges Papier, nennen es Gesetz, um ihr unter den schönsten Worten wie ‚Gerechtigkeit’ und ‚Solidarität’ ihre Schätze zu stehlen. Jene scheuen dabei nicht davor zurück, die Menschen zu einem unehrenhaften Leben, nämlich auf Kosten anderer, zu verführen – sie nennt es nüchtern ‚Renten erschleichende Gesellschaft’. Sie aber bleibt ruhig, gewissenhaft, standhaft und tätig, weil sie höheren Gesetzen folgt, die nicht geschrieben sein müssen, um zu gelten. So wird sie auch diesen Sieg davontragen, wie damals als sie in Berlin die Mauer einstürzen liess, welche die Beschränktheit des Sozialismus‘ so anschaulich machte. Sie macht das erstaunlich milde, friedfertig, gelassen und wohltuend für alle und verliert kein Wort an ihre Anschuldiger; ihre Tugendhaftigkeit ist gross und ihre Früchte sind schön. Und so wird auch sie in Avalon das Denken und Handeln anregen und das Schöne möglich machen.
In Avalon ist das Geld nicht vom Geiste Mammons besetzt. Geld trägt den Geist, mit dem man es erworben hat, so dass man die Menschen tatsächlich an ihren Früchten erkennen kann. Geld aus dem nichts zu schaffen, führt auch zu nichts, angereichert einzig mit einer grossen Illusion. In Avalon ist kein Platz für die Verachtung des Geldes, sondern Raum für Forschergeist, sich an diesem interessanten Phänomen und seinen Manifestationen zu üben.
5. Vertrauen
Avalon ist ein Zusammenwirken souveräner Individuen, die in einem sinnvollen Ganzen einen sozialen Organismus bilden. Das ideale Zusammenwirken kommt in der Formel 1 + 1 = 3 zum Ausdruck. In einem fruchtbaren Gespräch, in dem Erkenntnisse ausgetauscht werden, kann dieses vermeintliche Wunder praktisch erlebt werden. Der Eine gibt geistigen Inhalt, ohne es dabei zu verlieren – im Gegenteil, es wächst noch durch den Tausch. Der Andere empfängt es dankend und ist so bereichert. Im Prinzip der Gegenseitigkeit verstärkt sich diese Synergie zu einem erlebbaren Reichtum. Es ist hier aber auch eine Menschenpflicht, das Gegenüber zu korrigieren und auf Untugenden hinzuweisen, ansonsten sie sich weiter auswachsen, bis ihnen kaum mehr Einhalt geboten werden kann. Anschauung erhalten wir jetzt im unmittelbaren Kontext, aus welchem heraus Avalon geboren worden ist: Allerorten versklavt der tote Buchstabe die Menschen.
Der Bürger dieser neuen Welt verteidigt den Abwesenden aus dem tiefen Verständnis seiner Schutzlosigkeit – er erreicht so rasch eine Heilung der einen sozialen Organismus zerrüttenden Untugend, über Abwesende schlecht zu sprechen.
Aber auch hier in der Neuen Welt kann jederzeit sogar der mathematisch-logische Erwartungswert von 2 (aus 1+1) unterschritten werden – so im Konfliktfall. Er ist ein besonders ergiebiger Forschungsgegenstand und kann sich so von einer Gefahr zu einem Nutzen für die Entwicklung einer ‚Kunst des Sozialen‘ verwandeln – einer Kunst, die getragen ist von Menschenkenntnis und Urvertrauen. Der Avalonier ist nicht bestimmt durch das innere Gedrängtsein, eine Aussage loszuwerden, sondern beseelt vom Willen, durch seine Worte Wirkung zu erzielen. Geduld wird damit zu einer Schlüsseltugend – sie erst macht die so wichtige Gesprächskultur möglich, in welcher die einfache Ordnung herrscht, dass jeweils nur Einer spricht und die Anderen unbeeinträchtigt von störenden Einwürfen zuhören können. Eine gesunde Frucht aus der Beachtung dieser Form ist ‚die Geistesgegenwart‘.
Schlüsselingredienz für ein fruchtbares Zusammenleben ist das Vertrauen; für den Avalonier ist Vertrauen sein Hauptinvestitionsgut. Er weiss, dass er dieses einbringen darf, bevor es der Andere tut und dass er es nur aus seinen Ersparnissen tun kann, das wir ‚Selbstvertrauen‘ nennen. Der Missbrauch von Vertrauen erschüttert ihn nicht, lässt ihn aber sorgfältiger den Boden prüfen, auf welchen er seinen Samen aussät.
Unentwegt forscht er weiter an Fragen wie: Wie entsteht Vertrauen und wie verdient man es? Wie kann man das ehrliche, gemeinsame Wollen kultivieren? Was braucht es, damit ich so sein kann, wie ich bin? Oder wie kann ich lernen zu wissen, wer ich bin und welche Mission ich habe?
Jede Antwort auf diese Fragen und jede daraus erwachsende neue Frage, aus dem Dialog mit sich und seinem Gegenüber, lässt das Bewusstsein wachsen, welche Verantwortung wir für unser Denken und Sprechen tragen und welch schöne Blüten dieses Bewusstsein hervorbringen kann. Aus der Kunst des Sozialen kann so die veritable Lebenskunst und nächste Hochkultur entstehen.
Zum einen war es die Erkenntnis, dass das Geschäftsmodell des Staates die Bewirtschaftung von Misstrauen ist, wogegen ein Unternehmen sich nur behaupten kann, wenn es Vertrauen kultiviert. Zum andern war es der feste Entschluss des (damals) Sprechenden (und hier) Schreibenden, nicht zugleich in beiden Welten zuhause sein zu wollen, sondern nur in der vertrauenskultivierenden und schliesslich das tief empfundene Bedürfnis, woanders Schutz zu finden, denn als Schweizer Bürger, um nicht mehr für die schlimmen Konsequenzen des elenden Geschäftsmodells bürgen zu müssen.
So war es auch das, was man als Sezession bezeichnet, eine Loslösung von einem Gemeinwesen, das sich teilweise verborgenen Prinzipien unterwirft, ob willentlich und wissentlich oder nicht, in denen starke Degenerationskräfte wirken, die früher oder später in einem Zusammenbruch vermeintlich solider Institutionen enden.
So war es auch das, was als Unabhängigkeitserklärung gilt, gegenüber merkwürdigen Einrichtungen des sog. Sozialstaates, die Verführungen in Unmündigkeit und Abhängigkeit darstellen, gegen das natürliche Prinzip des Entwicklungsganges eines Menschen vom Kind zum Erwachsenen in stetiger Zunahme seiner Kräfte. Heuchlerisch und verführerisch wird genau dasjenige als das Gute für den Menschen propagiert, was faktisch seinen Zerfall bewirkt. Schauerlich intelligente und teuflische Mächte sind hier am Werk, die mit Halbwahrheiten Menschen fischen, aber kein Vaterunser beten können.
So war es auch das, was man als zweite Geburt bezeichnen kann, wonach der noch einmal Geborene nicht mehr die Schulter zucken kann, er könne nichts dafür, wo und wann er hineingeboren sei. Vielmehr ergreift er die Chance für diese Geburt selber und ist Geborener und Gebärender zugleich, Schmid seines Schicksals und verantwortlich für sich und die Konsequenzen daraus.
Aus dem Selbststaat wurde AVALON und aus Avalon die Grundlage für die nächste Hochkultur, in welcher der Begriff 'sozial' nicht missbraucht, sondern zu einer Kunst erhoben wird. Die fünf folgenden Ingredienzen dieses Impulses verdichten sich durch ihr Zusammenwirken zu einer Quintessenz. Sie erneuert sich durch das oft schmerzhafte Gebären neuer Fragen und dem fortwährend vertieften Beantworten laufend und fliesst in eine höhere Verantwortung, bis sich die ersten Umrisse dessen herausbilden, dem man den Namen ‚Kunst des Sozialen‘ geben kann.
1. Individuelle Integrität
Wenn in unserem Verhalten unsere Prinzipien und Ideale anschaulich werden, offenbart sich unsere eigene, essentielle Integrität. Es ist eine Schlüsselaufgabe des Avalon-Schülers, sich denkend und handelnd diejenigen Prinzipien und Ideale ins Bewusstsein zu bringen, für die er auch die Konsequenzen zu tragen bereit ist. Damit das geschehen kann, bietet Avalon, verkörpert durch den Modelhof, einen Raum, in welchem Wahrhaftigkeit, Wohlwollen und der Wille zur Freiheit veranlagt sind. Wer dies ablehnt, muss draussen bleiben.
Wir drehen uns im Stand in die Richtung der Ideale und laufen dann in diese Richtung los – so sind sie unsere Orientierung und unsere Zukunft. In unserer tiefen Zeitpräferenz leiden wir nicht daran, dass wir nicht schon dort angekommen sind, sondern freuen uns, dass wir in der richtigen Richtung unterwegs sind, Das Mass, mit dem wir uns für sie einsetzen und daraus Vorzüge zu bilden vermögen, bestimmt unsere individuelle Integrität.
2. Lernen
Avalon zieht Bürger an, die einen wesentlichen Lebenssinn im Lernen erkennen oder zumindest erahnen. Lernende erfahren sich selbst als besonders ergiebigen Forschungsgegenstand. Ein Kernelement dabei ist die Forschung nach den eigenen Beweggründen, also die Frage: Was bewegt mich wirklich, das zu tun, was ich tue? Wenn z.B. jemand ‚schlecht‘ angezogen ist, kann es ökonomische Gründe haben, aber auch z.B. den Grund, dass sich der Träger fortwährend beweisen muss, dass er nicht eitel ist. Dies deutet überraschenderweise auf Eitelkeit hin und zieht die anderen insofern in Mitleidenschaft, als sie keine Erhebung durch den Anblick dieser verborgen eitlen Person erfahren können. Beweggründe sind Urkräfte des Willens, die oft im Verborgenen liegen und unter Umständen erst wieder in der vollzogenen Handlung in Erscheinung treten – an den Früchten sollt ihr sie erkennen. Dazu braucht es Interesse an sich und der Welt, Unvoreingenommenheit für Neues und Schonungslosigkeit gegen sich selbst.
In der Avalon-Lernkultur ist ein Problem nicht negativ, sondern eine Lernchance, weil es das Denken in Richtung der Verbesserung der Situation in Gang setzt. Entsprechend macht das Leben hier Freude, weil alle Bürger in dieselbe, nämlich lösungsorientierte Richtung agieren, ohne dabei uniform zu denken und zu handeln – im Gegenteil: Viele Wege führen nach Rom. Die heute so oft beschworene Alternativlosigkeit ist Ausdruck von Dummheit und Fantasielosigkeit.
Lernen ist aber keine Schmerzfrei GmbH: Wer Sisyphus verspottet, hat nur nicht gemerkt, dass er trainiert. Bildung ist wörtlich zu verstehen: der Mensch arbeitet als Bildhauer an sich selbst.
Eine wichtige und schöne Lernfrucht ist das Erkennen von Gesetzmässigkeiten und Einsichten in das, was rechtmässig ist und was nicht. Derlei Einsichten verschaffen dem Lernenden eine zunehmende Stimmung der Objektivität, die hilft, aus den Niederungen des verunsicherten Subjekts und seiner Empörungskultur herauszukommen. Avalon hat es nicht auf die Expansion seines Territoriums abgesehen, sondern auf die Expansion des Bewusstseins seiner Bürger. So wird Macht rechtmässig.
3. Qualität
In der Liebe zur Qualität äussert sich die Wertschätzung für das eigene Dasein und dasjenige des Anderen; so legt sie die Grundlage für unser Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Handeln. Getragen von der Selbstschätzung als willkommene Form des heute so oft gescholtenen Egoismus‘ denkt und handelt der Avalonier sorgfältig, gründlich und zuverlässig. Er ist ein Egoist im guten Sinne, indem er darauf aus ist, für sich selbst zu sorgen, um seinen Mitmenschen nicht zur Last zu fallen und seine Qualität zu mehren, um seinen Mitmenschen zur Freude und zum Nutzen zu werden. Er maximiert sein Ichkapital zum Wohle von sich und den anderen.
Das Denken ergiesst sich in ein Sprachbewusstsein, welches dem Wort und der Satzbildung höchste Bedeutung zuspricht. Im Anfang war das Wort! Der Avalonier ist ein strenger Hüter seiner Zunge, Sprachforscher und Sprechübender. Er unterscheidet zwischen den Anforderungen an den schriftlichen und mündlichen Ausdruck und weiss um Dinge, die nicht gesagt, sondern besser getan werden wollen oder noch unausgesprochen bleiben müssen, damit sie keinen Schaden anrichten und trotzdem wahrhaftig bleiben können. In der Ahnung um den geheimnisvollen Zusammenhang zwischen Form und Inhalt vermag er in beiden Sphären gleichzeitig zu wirken und zu schaffen.
Während anderswo bei schlechter Qualität der Andere die ‚Schuld‘ trägt, will der Avalonier ‚schuld sein‘, d.h. er verwandelt das Schuldgefühl in Verantwortungsbewusstsein – er will verstehen, warum etwas Unschönes passiert ist, weil er es heilen oder die Wiederholung des Unschönen vermeiden will. Er weiss, dass er im Anderen sich selbst sieht und hütet sich vor dem raschen Urteil, vielmehr schiebt er es so lange wie möglich hinaus. Er sucht nicht die kurzfristig komfortable Opferrolle, sondern die langfristig verantwortungsvolle Täterrolle. Woher nimmt er die dazu notwendige Ausdauer? Was ist das Verhältnis von Qualität und Quantität? Unter welchen Titeln und Argumenten laufen die immer wiederkehrenden Angriffe auf die Qualität und wie ist ihnen zu begegnen? Hier sind noch längst nicht alle Fragen beantwortet, aber sie können frei entstehen!
4. Natürliche Gesetze suchen, finden, erforschen und befolgen
Das jahrzehntelange Produzieren von menschengemachten Gesetzen in den sogenannten Rechtsstaaten hat den Blick davor getrübt, dass die wichtigsten Gesetze nicht menschengemacht sind, sondern schon immer da waren. So ist eine Schlüsselaufgabe in Avalon, die Suche nach solchen Gesetzen und das profunde Verstehen derselben. Der getrübte Blick verfälscht auch die Selbsteinordnung des Menschen im Kosmos. Euphorisiert durch die Gesetzesproduktion befindet er sich nicht nur in einer Illusionsblase bezüglich ihrer Wirkung, sondern erlebt sich generell überhöht, z.B. auch als Auslöser der Klimaveränderung, in zugleich völliger Unterschätzung der grossen kosmischen Kräfte. Das Wort schon sagt uns, dass uns die Sonne täglich mit Portionen der Besonnenheit beglückt. Diogenes schon wusste es, als er Alexander dem Grossen den ihm gewährten Wunsch mitteilte.
Die globale Fixierung einer Durchschnittstemperatur ist die typische Geburt technokratischer Geister, die auch unfähig sind, die Erde als ein lebendiges Wesen wahrzunehmen. Es besteht deshalb eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sich noch in diesem Jahrhundert Naturkräfte manifestieren werden, im Sinne von: "Wer nicht sehen will, muss fühlen". Diese Zeit wird in der zukünftigen Rückschau einige Namen bekommen, einen nenne ich schon jetzt: Die grosse Anmassung.
Beispiel eines Naturgesetzes ist die Ökonomie. Sie ist ein Wesen, das sich in Avalon wohl fühlen kann. Sie weiss genau, was sie ist, was sie will und was sie bewirkt – merkwürdig nur: Der heutige Ökonom da draussen scheint davon weit entfernt zu sein.
Sie ist sparsam, sorgfältig, wertschaffend, genau, wahrheitsgetreu, bedacht und aufmerksam, denn nichts geht bei ihr verloren, aus allem wird etwas mit Wert geschaffen - stetig. Er aber ist unsicher, starrt angsterfüllt auf das Kurzfrist-Phänomen der Konjunktur, will Konsum mit allen Mitteln ankurbeln, hat den Geist des Geldes nicht begriffen, macht Sterbende zu Untoten, redet enorme Defizite schön und taumelt von einer falschen Prognose zur anderen. Sie aber ist treu, fleissig, gradlinig und effektiv; lässt immer wieder Blasen platzen, Schlaumeier ins Leere laufen, diszipliniert Prasser und erschafft derweil weiter Schätze. So aber sind die Neider und Schmarotzer auch nicht weit. Sie wird eine Gierige gescholten, ja sogar als Diebin bezeichnet. Andere schreiben Sätze auf geduldiges Papier, nennen es Gesetz, um ihr unter den schönsten Worten wie ‚Gerechtigkeit’ und ‚Solidarität’ ihre Schätze zu stehlen. Jene scheuen dabei nicht davor zurück, die Menschen zu einem unehrenhaften Leben, nämlich auf Kosten anderer, zu verführen – sie nennt es nüchtern ‚Renten erschleichende Gesellschaft’. Sie aber bleibt ruhig, gewissenhaft, standhaft und tätig, weil sie höheren Gesetzen folgt, die nicht geschrieben sein müssen, um zu gelten. So wird sie auch diesen Sieg davontragen, wie damals als sie in Berlin die Mauer einstürzen liess, welche die Beschränktheit des Sozialismus‘ so anschaulich machte. Sie macht das erstaunlich milde, friedfertig, gelassen und wohltuend für alle und verliert kein Wort an ihre Anschuldiger; ihre Tugendhaftigkeit ist gross und ihre Früchte sind schön. Und so wird auch sie in Avalon das Denken und Handeln anregen und das Schöne möglich machen.
In Avalon ist das Geld nicht vom Geiste Mammons besetzt. Geld trägt den Geist, mit dem man es erworben hat, so dass man die Menschen tatsächlich an ihren Früchten erkennen kann. Geld aus dem nichts zu schaffen, führt auch zu nichts, angereichert einzig mit einer grossen Illusion. In Avalon ist kein Platz für die Verachtung des Geldes, sondern Raum für Forschergeist, sich an diesem interessanten Phänomen und seinen Manifestationen zu üben.
5. Vertrauen
Avalon ist ein Zusammenwirken souveräner Individuen, die in einem sinnvollen Ganzen einen sozialen Organismus bilden. Das ideale Zusammenwirken kommt in der Formel 1 + 1 = 3 zum Ausdruck. In einem fruchtbaren Gespräch, in dem Erkenntnisse ausgetauscht werden, kann dieses vermeintliche Wunder praktisch erlebt werden. Der Eine gibt geistigen Inhalt, ohne es dabei zu verlieren – im Gegenteil, es wächst noch durch den Tausch. Der Andere empfängt es dankend und ist so bereichert. Im Prinzip der Gegenseitigkeit verstärkt sich diese Synergie zu einem erlebbaren Reichtum. Es ist hier aber auch eine Menschenpflicht, das Gegenüber zu korrigieren und auf Untugenden hinzuweisen, ansonsten sie sich weiter auswachsen, bis ihnen kaum mehr Einhalt geboten werden kann. Anschauung erhalten wir jetzt im unmittelbaren Kontext, aus welchem heraus Avalon geboren worden ist: Allerorten versklavt der tote Buchstabe die Menschen.
Der Bürger dieser neuen Welt verteidigt den Abwesenden aus dem tiefen Verständnis seiner Schutzlosigkeit – er erreicht so rasch eine Heilung der einen sozialen Organismus zerrüttenden Untugend, über Abwesende schlecht zu sprechen.
Aber auch hier in der Neuen Welt kann jederzeit sogar der mathematisch-logische Erwartungswert von 2 (aus 1+1) unterschritten werden – so im Konfliktfall. Er ist ein besonders ergiebiger Forschungsgegenstand und kann sich so von einer Gefahr zu einem Nutzen für die Entwicklung einer ‚Kunst des Sozialen‘ verwandeln – einer Kunst, die getragen ist von Menschenkenntnis und Urvertrauen. Der Avalonier ist nicht bestimmt durch das innere Gedrängtsein, eine Aussage loszuwerden, sondern beseelt vom Willen, durch seine Worte Wirkung zu erzielen. Geduld wird damit zu einer Schlüsseltugend – sie erst macht die so wichtige Gesprächskultur möglich, in welcher die einfache Ordnung herrscht, dass jeweils nur Einer spricht und die Anderen unbeeinträchtigt von störenden Einwürfen zuhören können. Eine gesunde Frucht aus der Beachtung dieser Form ist ‚die Geistesgegenwart‘.
Schlüsselingredienz für ein fruchtbares Zusammenleben ist das Vertrauen; für den Avalonier ist Vertrauen sein Hauptinvestitionsgut. Er weiss, dass er dieses einbringen darf, bevor es der Andere tut und dass er es nur aus seinen Ersparnissen tun kann, das wir ‚Selbstvertrauen‘ nennen. Der Missbrauch von Vertrauen erschüttert ihn nicht, lässt ihn aber sorgfältiger den Boden prüfen, auf welchen er seinen Samen aussät.
Unentwegt forscht er weiter an Fragen wie: Wie entsteht Vertrauen und wie verdient man es? Wie kann man das ehrliche, gemeinsame Wollen kultivieren? Was braucht es, damit ich so sein kann, wie ich bin? Oder wie kann ich lernen zu wissen, wer ich bin und welche Mission ich habe?
Jede Antwort auf diese Fragen und jede daraus erwachsende neue Frage, aus dem Dialog mit sich und seinem Gegenüber, lässt das Bewusstsein wachsen, welche Verantwortung wir für unser Denken und Sprechen tragen und welch schöne Blüten dieses Bewusstsein hervorbringen kann. Aus der Kunst des Sozialen kann so die veritable Lebenskunst und nächste Hochkultur entstehen.